Die 25 Kilometer südlich von Petersburg gelegene Stadt Puschkin (ehem. Zarskoje Selo) beherbergt eine in Bedeutung und Größe wohl einzigartige Zarenresidenz. Sie setzt sich aus einer Reihe prunkvoller Bauwerke und kunstvoll angelegter Landschaften zusammen. Höhepunkt der Anlage ist zweifelsfrei der Katharinenpalast mit seiner millimetergenauen Replik des im 2. Weltkrieg unter mysteriösen Umständen verloren gegangenen Bernsteinzimmers.

Blick auf die Cameron-Galerie, Flügel des Katharinenpalastes. Venezianisches Wassertaxi im Vordergrund.

1717 hatte Katharina, die sendungsbewusste Frau Peters des Großen, den Komplex in Auftrag gegeben und in mehreren Schritten zu einem repräsentativen Herrschaftssitz ausbauen lassen.

Doch komplettiert wurde die Residenz erst unter Katharina der Großen (1729-1796), die dem Palast und den dazugehörigen Parkarealen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den letzten Schliff geben ließ.

Wie so oft vollendete sie, was zur Zeit Peters des Großen begonnen, aber nicht abgeschlossen werden konnte. Nach ihrem Willen präsentiert sich der Komplex daher heute als ein von viel „Grün” und Wasser durchzogenes Gesamtkunstwerk, das neben seinen Hauptgebäuden auf mehrere, kunterbunt verteilte Kostbarkeiten verweisen kann.

Der Achat-Pavillon oder “Kaltes Bad” – Eine von mehreren Attraktionen, die sich im Park befinden.

So befinden sich im direkt an den Katharinenpalast anschließenden Park lauschige Grotten, Bäder und vielerlei Skulpturen. Hinzu kommen künstliche Seen und Kanäle, die von kleinen Brücken überspannt oder romantischen Wegen umsäumt werden.

Gott weiß, was die Zarin, deren Lebenswandel – um es positiv auszudrücken – als nicht gerade sittenstreng eingestuft wurde, hier so alles getrieben hat. Heute ist es jedenfalls der ideale Ort für einen entspannenden Spaziergang in traumhaft schöner Umgebung. Dass die Stadt Puschkin sich seit 1990 Weltkulturerbe der UNESCO nennen darf, ist angesichts des erlesenen Umfeldes also beileibe nicht nur der Schönheit und Größe des Katharinenpalastes geschuldet.

Ein weiterer Prachtbau auf der Anlage: Der Alexanderpalast.

Trotzdem ist der verwinkelte und mit einem von den angrenzenden Teilgebäuden fast völlig umschlossenen Innenhof ausgestattete Palast zweifelsfrei als herausragendes Element der herrschaftlichen Residenz anzusehen. Innerhalb seiner Mauern befindet sich seit 2003 das dem Original bis ins Detail nachempfundene Bernsteinzimmer; der Touristenmagnet schlechthin.

Das aus über einer halben Million Teilen gefertigte Wand-Puzzle lässt den Betrachter nicht nur aufgrund seiner optischen Brillanz innehalten, sondern lebt auch vom nach wie vor ungeklärten Schicksal seines Originals in außerordentlicher Weise – ein Mythos, der noch lange seinesgleichen suchen wird.

Puschkin-Denkmal in Nähe des ehem. Imperialen Lyzeums.

Weiterer Höhepunkt des Palastes ist das ehemalige Imperiale Lyzeum, eine Anfang des 19. Jahrhunderts von Zar Alexander I. gegründete Eliteeinrichtung. Heute ist der Trakt vor allem dadurch bekannt, dass dort kein Geringerer als Alexander Puschkin, Russlands berühmtester Dichter, in jungen Jahren die Schulbank drückte.

Der Seitenarm des Palastes dient daher schon seit einigen Jahren als Puschkin-Museum. Ein in Sichtweite des Ausgangs befindliches Monument schließt die lokalen Huldigungen zu Ehren des Poeten optisch eindrucksvoll ab – nur einer von vielen Gründen, die für einen ausgedehnten Besuch der Zarenresidenz sprechen.

 

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