Schloss Pawlowsk ist eine weitere eindrucksvolle Zarenresidenz vor den Toren Sankt Petersburgs. Das über 600 Hektar große Anwesen befindet sich rund 30 Kilometer südlich der Metropole. Ganz in der Nähe befindet sich mit Zarskoje Selo eine weitere prächtige Anlage, deren Höhepunkt unbestritten das legendäre Bernsteinzimmer ist.

Der Natur den Vortritt – Tempel der Freundschaft in Pawlowsk.

Doch Pawlowsk ist anders: Stehen bei Residenzen wie Peterhof oder besagtem Zarskoje Selo vor allem Ausstattung, Prunk und Größe der herrschaftlichen Bauten im Vordergrund, hat Pawlowsk seinen ganz besonderen Charme in erster Linie den herrlichen Grünanlagen zu verdanken.

Der Bau des Landschaftsparks begann 1777, nachdem Katharina die Große (1729-1796) die kunstvolle Gestaltung des Areals zu Ehren ihres Sohnes Paul I. in Auftrag gegeben hatte. Anderen Projekten vergleichbar, ließ sie sich auch in diesem Fall nicht lumpen und engagierte einige der besten Kräfte Europas.

Eine unter vielen: Brücke im Schlosspark von Pawlowsk.

In der Folge entstand unter maßgeblichem Einfluss des Architekten C. Cameron (1740-1812) ein geradezu atemberaubendes landschaftliches Werk, das durch seine leicht ansteigenden Hügel, künstliche Seen und eine Vielzahl schöner Rundwege charakterisiert ist. Ferner galt es, lauschige Pavillons sowie Brücken, Kaskaden und allerlei Skulpturen harmonisch in das Gesamtbild zu integrieren.

Mit dem Bau des klassizistischen Palastes stand fast gleichzeitig eine weitere Mammutaufgabe an, durch die der Park seinen architektonischen Mittelpunkt erhalten sollte. Um jedoch die Schönheit der umliegenden Landschaften nicht zu unterminieren, entschied man sich zunächst für eine eher dezente Art der baulichen Interpretation – jedenfalls an damaligen Verhältnissen gemessen.

Der Palast befindet sich auf einer leichten Anhöhe der Parkanlage.

In diesem Sinne entstand von 1782 bis 1786 ein sich fast fließend in die Umgebung eingliederndes Bauwerk mit perfekter Proportionalität und Eleganz. Zwar thront der Palast nicht zuletzt dank seiner späteren Vergrößerung deutlich sichtbar auf einer Anhöhe. Jedoch scheint er sich auch in seiner endgültigen Form stets ein wenig im Hintergrund halten zu wollen. Gerade so, als wolle er der Natur den Vortritt lassen.

Im Inneren des Palastes warten heute zahlreiche Kollektionen darauf, bewundert zu werden. Tausende Exponate zeugen ohne Umschweife vom immensen Reichtum der einstmals herrschenden Zaren. Hält man sich auch im Inneren des Palastes das nahezu perfekte Zusammenspiel von Farbe und Form vor Augen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich die Bauarbeiten in Pawlowsk über mehr als ein halbes Jahrhundert hingezogen haben.

Prunkvoll (natürlich) auch das Innere des Palastes. Sicherlich sündhaft teurer Schreibtisch.

Mit der Ernennung zum Weltkulturerbe der UNESCO erhielt das Areal im Jahr 1990 schließlich seinen berechtigten Ritterschlag. Mehr als nur symbolisch wurde hiermit klar, wie sehr es gerade auch für Pawlowsk gilt, vor Zerstörung und Ruin bewahrt zu werden.

Denn anders die Lage gegen Ende des 2. Weltkrieges: Deutsche Truppen hielten die Region um Sankt Petersburg fast drei Jahre lang besetzt, wodurch leider auch die Residenz arg in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Palast wurde geplündert und zu weiten Teilen zerstört. Zudem wurden große Flächen des Parks verwüstet und mehr als 700 Bäume gefällt. Was soll man da noch sagen?

Landschaftliches Idyll in einst hart umkämpftem Gebiet.

Vielleicht einfach, dass es ein Segen ist, die in den folgenden Jahren mühsam rekonstruierten Bauten und Landschaften der Residenz heute wieder betreten und in aller Ruhe genießen zu dürfen. Zwar deutet sich im Park hier und da noch immer an, dass die vorhandenen Gelder durchaus knapp bemessen sind. Jedoch liegt für viele Besucher der besondere landschaftliche Reiz gerade dort, wo leichte Verwilderung erkennbar ist.

So suchen an warmen und an kalten Tagen vor allem russische Wanderfreunde und Familien ein wenig Erholung und Entspannung in der Weite des Parks, die bis in die Gegenwart nicht vom Massentourismus erschlossen wurde – noch nicht. Man sollte die sich bietende Chance also nutzen, solange es sie noch gibt.

 

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Links:
» www.pavlovskmuseum.ru (Offiz. Webseite des Pawlowsk-Museums – russisch)