Museen gibt es in Sankt Petersburg satt. Das angebotene Spektrum reicht von der weltbekannten Kunstschau über bedeutende wissenschaftliche Sammlungen bis hin zur kleinen Ausstellung im Nischenbereich. Es gibt fast nichts, was es nicht gibt. Thematisch dominieren Kunst, Geschichte und Archäologie.
Kulturelles und architektonisches Wahrzeichen der Stadt ist sicherlich die Eremitage, in deren Ausstellungsräumen sich kostbarste Kunstwerke nur so aneinanderreihen. Auch in geographischer Hinsicht bildet sie das Zentrum Sankt Petersburgs, mit ihrer prachtvollen wie endlosen Fassade gleich am Ufer der Newa gelegen. Gigantisch, atemberaubend oder unbegreiflich – entscheiden Sie nach dem Besuch einfach selbst, welcher Superlativ am besten passt.
Für Kunstfreunde ist die Reise durch die kulturelle Landschaft der Metropole damit längst nicht beendet. Es warten weitere Ausstellungen, denen ohne Zweifel das Prädikat „Weltniveau“ zugeordnet werden kann.
So beispielsweise auch das Russische Museum, welches nach der Eremitage die am meisten beachtete Kunstsammlung der Stadt beheimatet. Seinem Namen folgend, widmet es sich ausnahmslos den verschiedenen Epochen und Zweigen der russischen Kunstgeschichte – von klassischen bis hin zu modernen Werken. Die kulturelle Zeitreise des Hauses beginnt mit Ikonen aus dem frühen 12. Jahrhundert, unter denen die „Dreifaltigkeit“ als eine der berühmtesten des Landes angesehen wird.
Am umfangreichsten ist indes die Sammlung russischer Portraitgemälde aus der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts. Beflügelt durch die rasche Entstehung der Stadt kam es rund um die Newa auch auf künstlerischem Gebiet zu einem ersten Aufschwung. Motive gab es jedenfalls reichlich – architektonisch wie personell. Bestes Beispiel: Peter der Große. Der Zar und Gründer Sankt Petersburgs ist im Museum gleich mehrfach als Portrait zu finden.
Neben unzähligen Gemälden spielen in den Ausstellungen des Hauses auch Kunsthandwerk, Skulpturen und edles Mobiliar tragende Rollen. Selbst Numismatiker kommen in dem 1819 bis 1825 von Stararchitekt Carlo Rossi erbauten Palais auf ihre Kosten. Nimmt man sich die Highlights des Russischen Museums im Schnelldurchlauf vor, könnten drei bis fünf Stunden reichen. Andernfalls ist das Pensum – vergleichbar der Eremitage – an einem Tag nicht zu schaffen.
Mit dem Museum für Anthropologie und Ethnographie wartet in Sichtweite der Eremitage ein kulturelles Pfund der ganz besonderen Art. Die auch als Kunstkammer bekannt gewordene Ausstellung basiert auf der Vorliebe Peters des Großen für die Naturwissenschaft im Allgemeinen und deren Phänomene im Speziellen.
Denn: Was der Herrscher im Verlauf seiner Reisen ins europäische Ausland an Skurrilem zusammentragen und in Spiritus konservieren ließ, weckt beim Betrachter unwillkürlich Assoziationen an eine makabre Freakshow. Unter dem Deckmäntelchen wissenschaftlicher Aufklärung machte Zar Peter I. seinen Untertanen die Föten Siamesischer Zwillinge, zweiköpfiger Kälber und andere Abweichungen von der evolutionären Norm optisch zugänglich.
Eigens hierfür ließ er am Newa-Ufer der Wassiljewskij-Insel zwischen 1718 und 1734 ein Barockensemble errichten und soll sein Volk sogar mit Gratiswodka und -brot zum Besuch seines „Gruselkabinetts“ animiert haben. Es wäre sicherlich interessant zu erfahren, wie das medial jungfräuliche Publikum des frühen 18. Jahrhunderts auf derlei Exponate reagiert hat (Was passierte mit Brot und Wodka?). Diesbezügliche Quellen sind leider nicht bekannt.
Heute jedenfalls gehört die Kunstkammer auch beim jungen Publikum zu den kulturellen Attraktionen der Stadt. Neben ihren sehr interessanten, teils schaurig-skurrilen Details beleuchtet die Sammlung vor allem den wissenschaftlichen Zeitgeist vergangener Tage. Sehr empfehlenswert und im Gegensatz zu Eremitage und Russischem Museum bequem an einem Tag zu schaffen.
Appetit auf mehr? Adressen, Kontaktdaten und Öffnungszeiten zu diesen und allen weiteren Museen finden sie im Bereich Museen im Überblick.
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