Der Gründung Sankt Petersburgs zu Beginn des 18. Jahrhunderts ging – soviel ist heute bekannt – eine ausgedehnte Siedlungs- und Handelsgeschichte am Newadelta voraus. Im Schatten der Mythen und Geschichten um die rasche Entstehung der glanzvollen Metropole droht das „Davor“ jedoch stets ein wenig in Vergessenheit zu geraten.

Zar Peter der Große in jungen Jahren, der Gründer der heutigen Metropole um 1700.

So irrte nicht zuletzt auch Alexander Puschkin (1799-1837), Bürger der Stadt und wohl bedeutendster Schriftsteller und Poet Russlands, als er Sankt Petersburg in einem seiner Gedichte als „aus dem Nichts“ entstandene Hauptstadt bezeichnete.

Denn trotz der insgesamt nur lückenhaft erkundeten Vorgeschichte Petersburgs ist heute davon auszugehen, dass rund um das sumpfige Newa-Delta bereits ab dem 10. Jahrhundert erste Siedlungsversuche und Landwirtschaft einiger finno-ugrischer Völker stattgefunden haben. Die Gebiete gehörten zu dieser Zeit dem Fürstentum Nowgorod an.

Erste Kampfhandlungen um die Vormachtstellung in der Region folgten im Jahr 1240, als sich schwedische und russische Truppen in der „Schlacht an der Neva“ ordentlich beharkten. Russland siegte zwar, doch ad acta sollten die Schweden ihre Eroberungsziele noch längst nicht gelegt haben.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts glückte den Skandinaviern dann schließlich doch die Besetzung der handelsstrategisch wichtigen Region. Sie begannen umgehend mit dem Bau der Festung Nyenschanz (1611), einem schwer befestigten Vorläufer Sankt Petersburgs. Gleichzeitig wurde den Russen der eminent wichtige Zugang zu den nahe gelegenen Handelswegen des baltischen Raumes genommen – eine fatale Situation.

Erste Entwürfe der Peter-und- Pauls-Festung entstanden zu Beginn des 18. Jahrhunderts.

Entsprechend umkämpft blieb der Landstrich in der Folgezeit, was bis Mitte des Jahrhunderts zur fast völligen Zerstörung von Nyenschanz führte. Zwar erfolgte durch die sich tapfer wehrenden Schweden ein nochmaliger Aufbau des so wichtigen Stützpunktes, doch spätestens mit dem 1. Mai 1703 waren ihre Tage an der Newa gezählt.

Zuvor waren es erneut russische Truppen, die Nyenschanz endgültig erobert und damit der anschließenden Stadtgründung Sankt Petersburgs den Boden bereiteten hatten. Peter der Große hatte – angesichts des morastigen Terrains für viele seiner Begleiter nicht ganz nachvollziehbar – den idealen Platz für seine Stadt gefunden.

 

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