Die Petersburger S-Bahn, tramwaj genannt, ist ganz schön in die Jahre gekommen. Hunderte dieser seit langem vor sich hin marodierenden Vehikel fangen oberirdisch ab, was die Metro im Untergrund nicht bewältigt. Das Tram-Netz Sankt Petersburgs ist das größte weltweit. Im Gegensatz zur U-Bahn ist mit ihr fast jeder innerstädtische Punkt erreichbar.
Dennoch ist sich die Metropole uneins, ob man die Tram nun lieben oder hassen soll. Die alten Triebwagen lassen jeglichen Komfort vermissen, haben häufig Verspätung oder fallen aufgrund von Bauarbeiten ganz aus. Andererseits ist die Fahrt günstig und nicht ohne nostalgischen Charme, – ein gutes Stück Petersburg eben.
Wie dem auch sei: Die S-Bahn ist aus dem Stadtbild einfach nicht wegzudenken und erfüllt aus den genannten Gründen durchaus ihren Zweck. Dennoch kündigt sich seit ein paar Jahren ein merklicher Wandel an. Immer mehr Menschen greifen auf private Kleinbusse zurück, das große Konkurrenzgeschäft. Rund 100 Kilometer S-Bahn-Strecke fielen dieser Entwicklung bereits zum Opfer, weitere werden folgen.
Als Tourist indes sollte man sich aufgrund günstiger Ticketpreise ruhig mal ordentlich durchschütteln lassen. Denn nur wer auf die Tram im Alltag nicht angewiesen ist, wird die holprige Fahrt entlang mancher Sehenswürdigkeit unter der Kategorie „Kult“ abbuchen können. Viele Petersburger sehen das freilich anders.
Am besten geeignet für einen Trip durch die City sind die Linien 3 und 14. Im Bereich der Metro-Station Pl. Lenina (rote Linie) beginnt die Route der 3. Sie führt entlang der wuchtigen Peter & Pauls-Festung, über Troizki-Brücke und Sadowaja ul. (= Abk. für Straße) einmal quer durchs Zentrum, wo man am Repin-Platz umsteigen sollte.
Nun geht es mit der 14 durch das Dostojewski-Viertel und über die beiden Prospekte Sagorodny und Litejny wieder zurück in Richtung Startpunkt. Am Ende hat der Kunde viel gesehen und erlebt. Zu den Stoßzeiten sollte man sich die Tour allerdings nicht vornehmen. Da wird es auch in der Tram ungemütlich voll.
Um Irrfahrten und unnötige Umstiege zu vermeiden, sollten sich Reisende am Kiosk oder in Verkaufsstellen des öffentlichen Nahverkehrs einen Netzplan zulegen. Die meisten Bahnen sind sehr schlecht gekennzeichnet und nur über ein winziges Schild an der Oberleitung ihrer jeweiligen Linie zuzuordnen. Ist ein Plan zur Hand, gibt es eigentlich keine Probleme. Gleiches gilt für eine Fahrt mit dem Bus.
Zum Ticketkauf: Nach dem Einstieg sind die Tickets beim Schaffner („Konduktor“) erhältlich, der sich langsam seinen Weg durch die Kabine bahnt. Für wenige Rubel gibt es ein winziges „Billet“ – mehr ist eigentlich nicht zu beachten. Schwarzfahren kostet übrigens magere 100 Rubel und auf keinen Fall mehr. Sollte jemand auftauchen, dem das nicht reicht, handelt es sich um einen Trickdieb. Einfach stehen lassen und sich an der eigenen Abgebrühtheit erfreuen… Allerdings sollten Sie es dennoch nicht drauf ankommen lassen, denn mit ein bisschen Pech landen Sie als Schwarzfahrer auf der Polizeistation und mit noch mehr Pech in der Arrestzelle. Sowas kann einem den Urlaub schonmal vermiesen…
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